Hintergrund
Alberic Magnard Schwarzweiß Bild
Sinfonische Kostbarkeiten auf CD:
Zwei CD Erscheinungen mit dem Philharmonischen Orchester Freiburg

Alberic Magnard, 1865, im selben Jahr wie Sibelius und Glazunow geboren, war Zeit seines Lebens Freigeist und temperamentvoller Eigenbrötler. Geprägt wurde er durch den Selbstmord seiner Mutter als er 4 Jahre alt war und durch die finanzielle Unabhängigkeit, die ihm sein Vater, der Zeitungsverleger war, ermöglichte. Als Alberic Magnard als junger Mann in Bayreuth „Tristan und Isolde“ gehört hatte, entschloss er sich, sein Jurastudium an den Nagel zu hängen und sich ganz und gar der Musik zu verschreiben. Unabhängig wie er war, wählte er mit Vincent d’Indy seinen Kompositionslehrer selbst aus. Was ihn an d’Indy faszinierte, war dessen Kunst der Orchestrierung, die er sich aneignen wollte. Denn: was Magnard vor allem interessierte, waren Orchesterwerke. Und so komponierte er inmitten der Opernbegeisterung des französischen Fin de Siècle vier außergewöhnliche Sinfonien, die mittlerweile als herausragende Kompositionen aus der Zeit der ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts gelten.

Überhaupt sind von diesem selbstkritischen und politisch engagierten Komponisten insgesamt nur 21 Werke überliefert. Zum einen komponierte er sehr langsam und zum anderen fielen vermutlich etliche seiner Kompositionen dem Feuer zum Opfer: Bei einem Angriff deutscher Soldaten im Jahr 1914 fand Magnard den Tod, weil er versuchte, sein Heim und seine Familie zu verteidigen. Daraufhin wurde sein Haus angezündet und damit auch ein Großteil seiner Partituren vernichtet.

Magnards Sinfonien bilden eine Synthese zwischen der klassischen sinfonischen Form und der damals modernen Musiksprache. Sie bewegen sich zwischen formaler Strenge und ekstatischer Hingabe an den Klang, sind emotional und gleichzeitig voll Kraft in ihren klaren Formstrukturen. Sie bringen den Orchesterklang in seiner Farbigkeit zum Leuchten und verführen zum Hinhören.

Fabrice Bollon und das Philharmonische Orchester Freiburg haben sich der Sinfonien dieses außergewöhnlichen Komponisten angenommen. Inzwischen sind alle vier sinfonischen Werke, deren Komposition fast Magnards ganzes Leben umspannt (die früheste Sinfonie wurde 1896, die späteste 1913 fertig), auf CD beim Label Naxos erschienen.
Hier ein kleiner Ausschnitt aus den Reaktionen auf diese Gesamteinspielung:

„Fabrice Bollon und das Freiburger Orchester liefern in beiden Werken überzeugende Ergebnisse. Sie musizieren flüssig und dramaturgisch zielgerichtet ohne Übertreibungen.“ (Fono Forum, Februar 2020)

„Die Freiburger Aufnahme dieser ziemlich komplexen und anspruchsvollen Partituren, die das Orchester mit seinem französischen Chef Fabrice Bollon aufgenommen hat, ist erfreulich lebhaft, und der Gesamtklang des Orchesters wirkt sehr ansprechend, gut ausgewogen und immer wieder wuchtig. Die spannenden Klangfarben, mit denen Magnard seine Partitur hier und dort anreicherte, kommen an vielen Stellen wunderbar zur Geltung, und der Choral ganz am Ende der vierten Symphonie ist ein klanglicher Hochgenuss.“ (Klassik.com, Meppener Tagespost 13.09.2019)

„Fabrice Bollon delivers confidence, flowing performances that fully encompass the music’s wide-ranging expressive vocabulary, from the haunting modal opening oft he third Symphony, to an amazing clean an clear fugal development in the finale oft he Fourth.“ (Classicstoday.com)

„Das Philharmonische Orchester wartet unter seinem Chef mit einem voluminösen, keine Expressivität scheuenden Klang auf. Die vom SWR koproduzierte Aufnahme aus dem Konzerthaus überzeugt auch mit klanglicher Brillanz. Die aber vor allem den orchestralen und solistischen Leistungen geschuldet ist… Fabrice Bollons Entdeckungsreise durch den Kosmos Magnard findet auf dieser CD professionellen Widerhall. Empfehlenswert.“ (Badische Zeitung 12.10.2019)

„Unter Bollon wird exzellente Musik gespielt, und muss einen Vergleich mit der Konkurrenz scheuen…Wer das Beste von Magnard … kaufen möchte, trifft mit dieser CD eine ausgezeichnete Wahl, auch im Hinblick auf die hervorragende Aufnahme.“ (opusklassiek.nl, Oktober 2019)

„Insgesamt darf man der Darbietung einiges Lob zollen: Fabrice Bollon begreift die durchaus unterschiedliche Architektonik aller vier Werke und stellt dann die thematische Arbeit Magnards auch entsprechend in den jeweiligen Kontext. Auffallend ist seine immer große dynamische Spannweite innerhalb einzelner Phrasen, die die hohe Emotionalität magnardscher Melodik noch unterstreicht.“ (the-new-listener.de, 5.3.2020)

„Auffällig in Fabrice Bollons Interpretation ist, wie wenig effekthascherisch er vorgeht. Nicht das Strepitoso, das Lautstarke, interessiert ihn im ersten Satz, sondern das Gefühlsvolle im zweiten Teil des Satzes und die nie überzogen dargestellten Kontraste. Auch im zweiten Satz setzt er auf Stimmungsvielfalt, auf Fragen und Antworten, wobei manches ungeklärt und mysteriös bleibt (und klingt). Das Presto wird hier zu einer jähen Jagd durch die Nacht, effektvoller wohl aber nicht tiefgründiger, als es Mahler hätte schreiben können. Der Finalsatz wird von Bollon und seinen Freiburger Musikern beeindruckend energisch und vital gestaltet.“ (pizzicato.lu 24.1.2020)